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Unter polizeilichen Beobachtung
in Barfuß und Leben 11.11.2022 10:22von Lebenskünstler • Admin | 1.330 Beiträge | 845 Punkte
Gänsehautgefühl?
Nein, ganz gewiss nicht! Einfach ein ganz normales Ereignis an einem ganz normalen Reisetag.
In manchen Gegenden, besonders im Südwesten von England und Wales, ist es üblich dass in den Zügen der staatlichen Bahnen auch Polizisten in Uniform mitfahren; nicht so wie bei uns oft von privaten Sicherheitsfirmen.
Da sass er nun, ein Bild von einem gestandenen Mannsbild. Gross, schlank, maximalpigmentiert in Uniform mit der kompletten Ausrüstung eines Polizisten auf Streife. Ich musste an ihm vorbei, als ich zur Zugtoilette ging. Er schaute mir ins Gesicht, lächelte, ich lächelte zurück.
Auf dem Rückweg zum Sitzplatz das selbe Spiel. Die Szene wiederholte sich nochein paar Mal. Während der ca 90minütigen Zufahrt durchquert er zwei Mal den Zug. Auch das ist nichts ungewöhnliches und hat vermutlich den Zweck Präsenz zu zeigen.
Auch hierbei lächelte er mich an,und ich zurück 😀
Nun kamen wir in Llandudno Junction an, einem typischen Umsteigebahnhof. Das Wetter war nicht gerade einladend, um die Übergangszeit zum nächsten Zug anders zu verbringen als auf dem Bahnsteig ein paar Schritte auf und ab zu gehen. Um die 8 Grad Lufttemperatur und Nieselregen. Auf dem Asphalt des Bahnsteigs hatte sich in kleinen Mulden Regenwasser vom letzten Schauer gesammelt.
Leo nutzte die Zeit um die stationäre Toilette aufzusuchen. Die gibt es zuverlässig, sauber und kostenlos an so gut wie jedem Bahnhof.
Mit uns zusammen stieg auch der Polizist aus. Während er auf mich zuging, bemerkte ich dass er schon hübsch groß war, schlank und sportlich. Ein Mann, nach dem sich sicherlich so manche Frau umdreht, wenn auch etwas verstohlen.
Der Polizist lächelte wieder. Dann sprach er mich an, fragte ob der Mann in der Toilette zu mir gehört. Ich verstand nicht gleich was er sagte. Der Waliser Slang ist in etwa so wie für einen Rheinländer niederbayerischen.Er wiederholte seine Frage in für mich verständlichem Englisch, und ich antwortete dass dies mein Freund ist.
Nun fragte er ... (1 x raten...) wo er denn seine Schuhe habe. Ich erklärte ihm dass Leo immer barfuss unterwegs ist und sich dabei wohl fühlt.Nur im Winter wenn es sehr kalt ist oder viel Schnee liegt hat er Schuhe an.
Nun lachte der Polizist. es war ein herzliches Lachen. Er sagte noch, dass er sich nur gewundert hat. Weil Es doch schon sehr kalt und ungemütlich war und er bei diesem Wetter noch niemand barfuss gesehen hatte.
Der Polizist verabschiedete sich freundlich. Und setzte seine Streifenfahrten in einem anderen Zug fort.
Nun war auch Leo zurück,ich erzählte ihm was er versäumt hatte. Die einzige Frage die ich mir stellte: Warum hat der Polizist mich angesprochen,und nicht direkt Leo gefragt hat.
Euer Lebenskünstler
RE: Unter polizeilichen Beobachtung
in Barfuß und Leben 03.11.2023 18:48von Michael aus Zofingen • | 755 Beiträge | 431 Punkte
Zitat von Lebenskünstler im Beitrag #1
Nun war auch Leo zurück, ich erzählte ihm was er versäumt hatte. Die einzige Frage die ich mir stellte: Warum hat der Polizist mich angesprochen, und nicht direkt Leo gefragt hat.
Hallo Lebenskünstler,
in England war ich noch nie barfuß unterwegs, weil ich damals noch nicht barfuß ging. Die Reisen im Mai bzw. September waren geschäftlicher Natur, jedoch verlängerte ich den geschäftlichen Teil um ein Wochenende und trug daher bei der An- und Abreise im Flugzeug sowie bei Fahrten mit der Eisenbahn, der Londoner U-Bahn, den Londoner Docklands Light Railway, dem Croydon Tramlink im südlichen London sowie diversen Omnibussen war ich schon im Mai statt der Dienstkleidung für den offiziellen Teil Treckingsandalen (ohne Socken), T-Shirt und kurze Hosen. Es kam zu keiner Reaktion seitens Polizisten, Bahnbediensteten usw., jedoch wurde ich nach 22 Uhr öfters von jungen Männern angepöbelt. Das merkwürdige: Die jungen Frauen, die die eher winterlich gekleideten Männer begleiteten, waren sommerlicher gekleidet als ich (zumindest oberhalb der Gürtellinie, unterhalb ungefähr ähnlich wie ich).
Was Ansprechen anbelangt: In Japan würde eine Frau niemals direkt einen Mann ansprechen, sondern die begleitende Frau. Das ist Landessitte.
In England dürfte es ähnlich sein wie in Deutschland oder in der Schweiz:
Es wird derjenige angesprochen, der für "normaler", intelligenter, einflußreicher usw. gehalten wird.
Möglicherweise ist das noch ein Relikt aus dem finsteren Mittelalter.
Wenn etwa eine Mutter mit ihrem Kind in eine Arztpraxis geht, dann fragt - zumindest ein "Onkel Doktor alter Schule") - die Mutter, was dem Kind fehlt, anstatt das Kind direkt zu fragen (jüngere Ärzte, und noch mehr Ärztinnen fragen dagegen öfters das Kind direkt). Ein altmodischer Arzt traut dem Kind nicht zu, darüber Auskunft zu geben.
Ein Geschäftsmann korrespondiert auch mit dem "Herrn" und nicht mit dem "Knecht", weil es unter seiner Würde ist, mit einem "Hörigen" zu reden.
Wenn etwa ein Rollstuhlfahrer und eine Begleitperson unterwegs sind, dann kommt es auch heute noch öfters vor, daß dann andere, wenn sie was vom Rollstuhlfahrer wissen wollen, nicht den Rollstuhlfahrer direkt fragen, sondern indirekt über die Begleitperson. Als ob jemand, der gehbehindert ist, auch automatisch geistig behindert sein muß. Manch eine körperlich behinderte Person hat sich schon darüber beklagt.
Wenn in der Deutschschweiz eine Frau ein Kopftuch trägt, dann haben Schweizer auch Mühe, sie anzusprechen (oder sie versuchen es auf englisch oder in langsamem Hochdeutsch), weil sie vermuten, daß die Frau kein Schweizerdeutsch versteht.
Und wenn jemand barfuß ist und die Begleitperson Schuhe trägt, dann vermutet manch einer, zumindest bei tiefer Temperatur, daß mit dem Barfüßer etwas nicht stimmen könnte, und man fragt lieber die Begleitperson. Wenn die Begleitperson fehlt, dann traut sich manch einer nicht, direkt zu fragen (möglicherweise aus Angst, er könnte um sich schlagen) und ruft die Polizei.
Wenn ich alleine barfuß und in kurzen Hosen diesem Polizisten im Zug begegnet wäre, hätte er möglicherweise einen Streifenwagen beordert, um mich an irgendeinem Bahnhof abzuholen.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen
RE: Unter polizeilichen Beobachtung
in Barfuß und Leben 06.11.2023 18:35von Lebenskünstler • Admin | 1.330 Beiträge | 845 Punkte
Zitat von Michael aus Zofingen im Beitrag #2
Wenn etwa ein Rollstuhlfahrer und eine Begleitperson unterwegs sind, dann kommt es auch heute noch öfters vor, daß dann andere, wenn sie was vom Rollstuhlfahrer wissen wollen, nicht den Rollstuhlfahrer direkt fragen, sondern indirekt über die Begleitperson. Als ob jemand, der gehbehindert ist, auch automatisch geistig behindert sein muß. Manch eine körperlich behinderte Person hat sich schon darüber beklagt.
Das kann ich absolut bestätigen. In meinem Bekanntenkreis hatte ich früher mal einen sehr stämmigen Kameraden, mit dem Rollator unterwegs. Da wurde ich grundsätzlich gefragt ... was mich fürchterlich genervt hat, ich hab den Leuten das auch gesagt.
Ich bin mir sicher, im Zug nach Llandudno auch keine Schuhe - noch nicht mal Schluppen - angehabt zu haben. Und ich kam öfters an dem Polizisten vorbei, auf dem Weg zur Toilette. Gut möglich dass ich am Bahnsteig Notlatschen anhatte.
Zitat von Michael aus Zofingen im Beitrag #2
Wenn ich alleine barfuß und in kurzen Hosen diesem Polizisten im Zug begegnet wäre, hätte er möglicherweise einen Streifenwagen beordert, um mich an irgendeinem Bahnhof abzuholen.
Das hätte er bestimmt nicht getan. Es war ein sehr zurückhaltender, sehr korrekter Polizist. Mein Hörverständnis beim Englisch ist sehr gut, und die Körpersprache meiner Mitmenschen weiss ich auch zu deuten. Sicher wäre er Leo auch nicht einfach auf die Toilette nachgegangen, das wäre ja extrem aufdringlich.
Mag sein, dass er dich vielleicht etwas länger beobachtet hätte, aus Fürsorgepflicht. Bei Temperaturen im einstelligen Bereich, so um die fünf Grad und Regen ist es eher ungewöhnlich, dass jemand in der kurzen Bux ohne Schuhe unterwegs ist. ich selber habe mal eine Dame in der Tram getrofffen, die war tatsächlich aus dem Seniorenheim ausgebüxt.
Der Polizist hätte dich wahrscheinlich angesprochen, ob alles in Ordnung sei.
So wie mich in Jugendjahren, es ist schon ewig her, ich war damals grad 22 und in einer kalten Novembernacht barfuss, nur mit T-Shirt und mittellanger Hose auf der alten Donaubrücke in Ingolstadt unterwegs, als mich eine Streife aufgehalten hat. Ein junger Mensch, barfuss und auch sonst spärlich bekleidet auf der Donaubrücke, das sieht gefährlich aus nach jemandem der ins Wasser springen will. Also fragten sie, höflich und ruhig, ob alles in Ordnung sei, wo ich hinwill usw. Ich antwortete ebenso ruhig, dass ich um die Ecke wohne, nannte ihnen auch die Strasse und dass ich es liebe nachts wenn die Strassen leer sind barfuss spazieren zu gehen. Sie verabschiedeten sich, und gingen ihres Wegs. Mag sein, dass sie mich von der Ferne auf beobachteten, oder auch nicht.
Wäre ich jedoch weggerannt, dann wären sie mir garantiert nach, hätten mich gegriffen und erstmal in die Station 8 des Klinikums (Psychiatrie) gebracht. Ob ich da so schnell rausgekommen wäre, da hab auch ich meine Zweifel.
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